Aufbau und Ziele der Ausbildung

Die Ausbildung bis zur Zertifizierung gliedert sich in 3 Lehrgänge. Lehrgänge 1 und 2 weisen überlappende Unterrichtszeiten und lehrgangspezifische Gruppenworkshops auf.

1. Basislehrgang klinische Sexologie Sexocorporel

Basislehrgang klinische Sexologie Sexocorporel

Der Basislehrgang vermittelt die theoretischen und praktischen Grundlagen des wissenschaftlichen Modells Sexocorporel. Ziele des Lehrgangs sind der Erwerb von Beratungskompetenzen für die Arbeit mit Menschen mit Anliegen im Bereich der Sexualität, sowie das Reflektieren und Erweitern eigener Erlebens- und Verhaltensmuster. Die Lehre beinhaltet Theorievermittlung sowie ein vertieftes Verständnis und Erarbeiten der Methodik durch Selbsterfahrung im kognitiven Austausch, in körper- und emotionsorientierten Übungen sowie in therapeutischen Rollenspielen.

Spezifische Ziele

Die Teilnehmenden kennen und verstehen:

  • das physiologische, kognitive und psychische Zusammenwirken des menschlichen sexuellen Erlebens
  • die Muster, welche Menschen sich aneignen, um sexuelle Erregung auszulösen und zu steigern
  • die weitreichenden Auswirkungen dieser Muster
  • die Bedeutung des Lernens in der Sexualität
  • sexuelle Störungen als Folgen von Lösungsversuchen und vielfältigen Wechselwirkungen der Komponenten der Sexualität

Die Teilnehmenden kennen und verwenden:

  • verschiedene Arten der Atmung und andere Einflussmöglichkeiten auf das autonome Nervensystem und die Emotionsregulation
  • die sensorischen, emotionalen, symbolischen und interaktionellen Auswirkungen körperlicher Fertigkeiten wie Atmung, Bewegung, Muskelspannung und Körperhaltung

Die Teilnehmenden erwerben Fähigkeiten betreffend:

  • Entwicklung der sexuellen Erregungs- und Lustfunktion
  • Erweiterung des sexuellen Begehrens, der erotischen Fähigkeiten, der Selbstsicherheit und anderer Komponenten des sexuellen Erlebens
  • Regulation emotionaler und sexueller Erregung über senso- und psychomotorische Techniken

Die Teilnehmenden lernen Grundlagen der sexualtherapeutischen Intervention:

  • Durchführung einer sexualtherapeutischen Evaluation
  • Einführung in das Lesen der Körpersprache
  • Einführung in die Logik der Entstehung von sexuellen Problemen auf der Basis von Lösungsversuchen
  • Aufbau, Inhalte und Ziele der Sexocorporel-Behandlungen
  • Einüben grundlegender therapeutischer Interventionstechniken

Inhalte der Seminare

Zertifizierung

Der erfolgreiche Abschluss des Lehrgangs wird mit einem Zertifikat über das Basisstudium der klinischen Sexologie (1. Niveau Institut Sexocorporel-International ISI) ZISS attestiert. Voraussetzung sind die Teilnahme an mindestens 90% der Unterrichtszeit, eine genügende Punktzahl bei den Modulprüfungen sowie das Absolvieren der Autoevaluation.

Sexualtherapeutische Arbeit nach dem Konzept des Sexocorporel sollte unter Supervision bei durch das ISI anerkannten Supervisor*innen stattfinden.

2. Vertiefungslehrgang klinische Sexologie Sexocorporel

Vertiefungslehrgang klinische Sexologie Sexocorporel

Im zweiten Lehrgang wird die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und zum objektiven Körperlesen als integrale Voraussetzung der Sexocorporel-Sexualtherapie vertieft und angewandt. Der Lehrgang festigt die therapeutische Haltung und baut beraterische und therapeutische Kompetenzen im Bereich sämtlicher sexueller Störungen aus. Die Teilnahme an den Plenarsitzungen ermöglicht dank absolviertem Basislehrgang ein vertieftes Verständnis und eine Integration der theoretischen Inhalte. Daneben arbeiten die Teilnehmenden dieses Lehrgangs überwiegend mit dem Beobachten von sich selbst und von den anderen Kursteilnehmenden. In zusätzlichen 1-3 Unterrichtsstunden täglich vertiefen sie mit Seminarleiter*innen in Kleingruppen in geeigneten Übungen das Lesen der Körpersprache, Erkenntnisse über sich selbst sowie das objektive Zuhören und Vermitteln. 

Spezifische Ziele

Die Teilnehmenden beherrschen Elemente der körperlichen Beobachtung, darunter:

  • Erkennen von körperlichen Regulationsmechanismen über Atmung, Bewegungsrhythmen, Spannung und Nutzung des Raumes
  • Erforschendes, beschreibendes Körperlesen – ohne Interpretationen und Deutungen

Die Teilnehmenden reflektieren und modifizieren das eigene Erleben:

  • Vertiefung eigener sensomotorischer und Wahrnehmungskompetenzen und Steuerungsfähigkeiten
  • Beobachtung, Reflexion, Verständnis und Erweiterung der eigenen Muster des Körperlesens und der therapeutischen Haltung
  • Vertiefen der Fähigkeit zur emotionalen Selbstregulation

Die Teilnehmenden entwickeln ein vertieftes Verständnis für:

  • die wissenschaftliche Basis des Sexocorporel
  • die Vorgehensweise bei verschiedenen sexuellen Störungen
  • die Logik eigener Glaubenssätze, Ideologien und Werte, um diese von denen der Klient*innen unterscheiden zu können

Die Teilnehmenden erwerben vertiefte Fähigkeiten für die therapeutische/beraterische Arbeit:

  • Verfeinern der Arbeit mit den Komponenten des Sexocorporel-Modells
  • Erweitern der Wahrnehmung
  • Objektivieren und Aufteilen des Körper in Ebenen, um eine genaue Analyse zu ermöglichen
  • Beschreiben und Illustrieren dieser körperlichen Objektivierung verbal und mittels körperlicher Imitation
  • Etablieren eines logischen Verständnisses des Anliegens einer Person durch die Evaluation der Komponenten und die Lektüre des Körpers
  • Wohlwollende und zugewandte Vermittlung der Logik des Anliegens sowie der Stärken, Grenzen und Veränderungsmöglichkeiten
  • Reflexion der Logik des eigenen Verhaltens und Erlebens sowie Sensibilisierung für Introjektion und Projektionen im Dienste einer objektiveren Körperlektüre und therapeutischen Arbeit

Inhalte der Seminare

Zertifizierung

Der erfolgreiche Abschluss des Lehrgangs wird mit einem Zertifikat über das Vertiefungsstudium der klinischen Sexologie (2. Niveau Institut Sexocorporel-International ISI) ZISS attestiert. Als Voraussetzung demonstrieren Kandidat*innen in den Sitzungen der 2. Stufe genügend Fähigkeiten des objektiven Körperlesens und weisen die Teilnahme an mindestens 90% der Unterrichtszeit und eine genügende Punktzahl bei den Modulprüfungen auf. Die Teilnahme an den Supervisionssitzungen während den Seminaren wird unbedingt empfohlen.

Sexualtherapeutische Arbeit nach dem Konzept des Sexocorporel sollte unter Supervision bei einem/einer durch das ISI anerkannten Supervisor*in stattfinden.

3. Zertifizierungslehrgang klinische Sexologie Sexocorporel

Zertifizierungslehrgang klinische Sexologie Sexocorporel

Der Zertifizierungslehrgang ist umstrukturiert worden. In Kooperation der 3 deutschsprachigen Sexocorporel-Ausbildungsinstitute hat er ein eigenes Curriculum mit einer eigenständigen Struktur erhalten. Er wird also nicht mehr parallel zu den ersten beiden Lehrgängen stattfinden.
Der Zertifizierungslehrgang besteht neu aus 6 Modulen à 4 Tagen, wobei jeweils zwei Module beim ZISS, beim isp Wien und beim IfES stattfinden. Sämtliche Module werden vom iSi organisiert. Alle Information über Orte, Daten, Kosten sowie die Anmeldeformulare finden Sie hier.

Absolvent*innen des Zertifizierungslehrganges haben die körperlichen und kognitiven Prinzipien des Sexocorporel integriert und können mit den Klient*innen individuell angepasste, komplette Sexocorporel-Therapien durchführen. Sie können auch mit anspruchsvollen sexualtherapeutischen Situationen umgehen und haben einen reflektierten Umgang mit dem eigenen therapeutischen Verhalten. Die Teilnehmenden lernen das präzise Übungsanleiten und erarbeiten in Rollenspielen komplexe therapeutische Situationen.

Spezifische Ziele

  • Sie beherrschen die Sexocorporel-Evaluation und können die Logik des Funktionierens der Klient*innen aufzeigen.
  • Sie können die körperliche Strukturierung sexueller Spannung und die intrapsychische Bedeutung der Dynamik des Körpers objektiv analysieren.
  • Sie beherrschen den Aufbau, den Inhalt und die Ausführung von Sexualtherapien auch bei komplexen Fällen.
  • Sie können sich objektiv selbst evaluieren, die Logik des eigenen Funktionierens erkennen und Prozesse zur emotionalen Selbststeuerung und -regulation anwenden.

Inhalte der Seminare

  • Die Seminare vertiefen Themen, die in der sexualtherapeutischen Praxis erfahrungsgemäß besonders herausfordernd sind.
  • Des weiteren wird ein Schwerpunkt auf die persönliche Weiterentwicklung der Teilnehmenden als Therapeut*innen gesetzt.
  • Die genauen Inhalte können Sie hier nachlesen.

Zulassung zum Zertifizierungslehrgang

Zum Zertifizierungslehrgang können ausschließlich erfolgreiche Absolvent*innen des ersten und zweiten Lehrgangs zugelassen werden, welche folgende Kriterien erfüllen:

  • Regelmäßige eigenständige therapeutische Arbeit mit Klient*innen (mehrere Stunden pro Woche) oder Plan, dies im Verlauf der ersten 6 Monate des Lehrgangs umzusetzen
  • Fortgeschrittene oder abgeschlossene beraterische oder therapeutische Aus- oder Weiterbildung
  • Möglichkeit, Videoaufnahmen (Handy oder Kamera) von Therapiesitzungen in die Gruppensitzungen einzubringen

Über die Aufnahme in den Zertifizierungslehrgang entscheiden die Ausbildungsleitenden, bei denen die Kandidat*innen den 2. Lehrgang absolvierten, nach einem Gespräch mit den Kandidat*innen. Personen, welche die Kriterien nicht erfüllen oder ohne Ziel der Zertifizierung einen Lehrgang des ZISS besuchen wollen, können dies im Sinne eines «Konsolidierungslehrganges» auf Anfrage (derzeit nur am Standort Zürich) tun.

Zeitlicher Aufwand für den Zertifizierungslehrgang

Zusätzlich zur Teilnahme an den Ausbildungsseminaren wird erwartet:

  • Mindestens 5 Stunden Einzel-Selbsterfahrung oder Einzelsupervision bei ISI-anerkannten Supervisor*innen. (Die Kosten für die Einzelsitzungen sind nicht in den Ausbildungskosten enthalten.)
  • Vorbereitendes Selbststudium der angegebenen Literatur
  • Filmaufnahme einer Therapiesitzung für die Supervision
  • Abschlussarbeit (Fallstudie)

Zertifizierung

Alle erfolgreichen Absolvent*innen des Zertifizierungslehrganges erhalten das "Zertifikat des Studienabschlusses klinische Sexologie Sexocorporel ISI".

Für Absolvierende von Sexocoporel-Masterstudiengängen gelten besondere, vereinfachte Bestimmungen (auf Anfrage).

Personen, die einen dritten Lehrgang als Konsolidierungslehrgang parallel zu den ersten beiden Lehrgängen besuchen, erhalten anstelle des ISI Zertifikates eine Teilnahmebestätigung des ZISS.

Bedingungen für die Zertifizierung

Für das Zertifikat wird eine Präsenz von mindestens  90% der Seminare erwartet.

Um das Zertifikat zu erhalten, demonstrieren die Zertifizierungsstudierenden ihre Fähigkeit, Wissen und konkrete Lernschritte gut begründet zu vermitteln, sowie empathisch und objektiv auf Klient*innen einzugehen und sich dabei selbst zu reflektieren. Sie tun dies u.a. anhand

  • einer schriftlich eingereichten Fallstudie (mindestens 10 Sitzungen oder abgeschlossener Fall)
  • einer vertieften Fallsupervision mit Videomitschnitt.

Empfohlen, aber derzeit nicht Bedingung, ist überdies die Absolvierung der folgenden Veranstaltungen:

 

Mögliche weitere Titel für Absolvent*innen des Zertifizierungslehrganges

1) Diplom klinischer Sexologe ISI oder klinische Sexologin ISI
Für den Erwerb des Titels "Klinischer Sexologe ISI" oder "Klinische Sexologin ISI" sind neben dem Abschluss des Zertifizierungslehrgangs Zusatzkriterien zu erfüllen (u.a. mehrjährige ISI-Mitgliedschaft, Supervisions- und Selbsterfahrungsstunden, sexologische Basisausbildung oder Grundlagenseminare 1 und 2). Die aktuellen Kriterien für den Titelerwerb können hier nachgelesen werden.

2) Akkreditierte Sexocorporel-Therapeut*in auf ziss.ch
Personen, die den Zertifizierungslehrgang erfolgreich abgeschlossen haben und in der Schweiz wohnen oder arbeiten, können beantragen, sich als akkreditierte Sexocorporel-Therapeut*in auf www.ziss.ch registrieren zu lassen, sofern sie die Kriterien des ZISS erfüllen.